2016

Queenie träumt

von Hubert Breig [Tinnunculus 13/2001]

 

Nach 37 Jahren praktischer Beizjagd hatte ich eigentlich alles erlebt, was ein Falknerherz höher schlagen lässt. Nur einen Traum hatte ich noch: Schottland.

 

Christian Saar wollte ihn mir erfüllen. Er lud mich 1993 ein, mit ihm und Steven Frank zusammen ganz im Norden Schottlands bei Strathy auf Moorhühner zu jagen. Ich flog zu dieser Zeit einen guten Anwarterterzel, den Bruder von Christians „Pip“.

 

Christian fuhr 14 Tage vor mir los, holte meinen Terzel bei Roger Upton ab, wo er zur Quarantäne stand, jagte ihn ein und beizte mit ihm die ersten Grouse. Es schien alles vorbereitet, um mir meinen Traum zu erfüllen.

 

Doch der Traum wurde zum Alptraum: Zwar begann alles optimal, denn schon am ersten Jagdtag beizte ich mit „Max“ mein erstes Grouse. Aber bereits am dritten Tag verlor ich ihn. Er kam auf tragische Weise in Schottland ums Leben. Ich war fix und fertig. Am liebsten wäre ich gleich wieder heimgefahren, doch Christian und Steven kümmerten sich rührend um mich. Sie versuchten alles, um mich wieder etwas aufzuheitern. Steven bot mir sogar an einen seiner Falken zu fliegen! So blieb ich in Schottland, erlebte herrliche Jagdtage, aber glücklich war ich nicht.

 

Selten kommt ein Unglück allein. Auf der Rückfahrt hatte ich eine Autopanne, 5 Tage Zwangsurlaub in Inverness bei -2Grad. Das war frustrierend. Um die Zeit totzuschlagen, besuchte ich mindestens sechsmal das Naturkundemuseum, obgleich es dort kaum etwas zu sehen gab. Ich machte ausgedehnte Wanderungen in und um Inverness, ich ging sogar zu Fuß zu den immerhin 12 Kilometer entfernten Schlachtfeldern von Culloden, auf denen 1746 die Schotten eine vernichtende Niederlage gegen die Engländer erlitten hatten. Doch wie erwähnt, bei minus 2 Grad ist Inverness frustrierend. Als ich am Sonntagmorgen zähneklappernd am Hafen stand und aufs Meer schaute, wurde ich von einer Schottin mit der Bemerkung, ihr Bett zu Hause wäre sicherlich noch warm, zum Mitgehen eingeladen. Ich gestehe, die Versuchung war groß, obgleich die Schottinnen nicht gerade wegen ihrer Schönheit bekannt sind. Doch ich widerstand der Versuchung und wärmte mich stattdessen in einer Kirche auf. Dort konnte ich auch meinen verwerflichen Gedanken Abbitte leisten. Und siehe da, ich wurde erhört, denn nach dem Gottesdienst wurde ich mit den übrigen Besuchern zum Tee eingeladen. Danach war ich wieder einigermaßen aufgewärmt.

 

Nach fünf Tagen ging es endlich heim, zum Glück hatte ich die Fähre von Hull nach Rotterdam umbuchen können. Doch der Traum von Schottland war vorerst ausgeträumt.

 

 

Vier Jahre später: Anläßlich einer Geburtstagsfeier lud mich Gilles Nortier ein, im Herbst mit ihm nach Schottland zu gehen. Er bot mir an, dort einen seiner Falken zu fliegen, da ich meinen Terzel an Christian Saar für die Zucht gegeben hatte. Der Besatz an Rebhühnern und Fasanen war auch bei uns so drastisch zurückgegangen, dass an ein Bejagen nicht mehr zu denken war.

 

 

 

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Von einem, der auszog, ein Karnickel zu beizen

von Kuno Seitz [Tinnunculus 17/2003]

 

1994 durfte ich unseren Landesverband zum ersten Mal auf einer Ordenstagung vertreten. Das wollte gut vorbereitet sein und so zog es mich in diesem Jahr besonders häufig in den Berliner Tiergarten.

 

Vor allem an schönen Herbsttagen, wenn die Sonne noch einmal ihr Letztes gab, herrschte dort nachmittags ein munteres und buntes Treiben von Radfahrern, Joggern, Touristen, Kindern, Müttern und Vätern mit und ohne Kinderwagen und Hunden aller Größen und Rassen, die sich ungeniert ohne Leine tummelten. Es wurde gegrillt, gefeiert und gespielt. Die Kaninchen zogen es vor, unter Tage zu bleiben, sodass ich mich mehr der Beobachtung der menschlichen Gesellschaft zuwandte. Eine nicht mehr ganz junge Frau fiel mir besonders auf, in der ich eine Opernsängerin vermutete, der die Nachbarschaft zu Hause per einstweiliger Verfügung das Üben verboten hatte. Regelmäßig durchstreifte sie den Park, machte unvermutet schrille Stimmübungen oder trällerte Arien. Eine Hand war immer in der Manteltasche vergraben, wo sie vermutlich ein Tränengasspray umklammerte. Den höflichen Gruß, den ich ihr entbot, nachdem ich sie das dritte Mal getroffen hatte, ignorierte sie – ganz Diva - hochmütig.

Wahrscheinlich hielt sie ihn für plumpe Anmache. Trotzdem wäre ich ihr ritterlich beigesprungen, als ein feister, etwas schmuddelig aussehender Mann in einem grauen Jogginganzug vor ihr herumsprang. „Pfui, Sie Ferkel“, hörte ich sie empört schimpfen, aber ehe ich die Sachlage durchschaut hatte, war der Exhibitionist flink wie ein vom Habicht angejagtes Karnickel in den Rhododendren verschwunden.

 

 

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Anlegen der Rucksackmontage beim Falken

von Daniel Ottmann [Tinnunculus 25/2007 - aktualisiert im März 2016 für falknerei.net]

 

Mit dem Ziel die Fänge des Beizvogels möglichst frei von allem Störenden zu bekommen, suchte ich nach Möglichkeiten den ganzen „Ballast“ auf andere Orte zu verlagern.
Das so genannte „TrackPack Mounting System“ der Firma Marshall Radio Telemetry, sollte dies ermöglichen.

Nachfolgend möchte ich meine Erfahrungen schildern, die ich beim Anbringen der Rucksackmontage gemacht habe.


Das Rucksackgeschirr


Im Prinzip ist die Idee simpel. Das Ganze besteht aus einer ca. 4 cm großen schwarzen Plastikplatte, die am oberen Ende über die gleiche Ausbuchtung wie eine Stoßöse zur Senderbefestigung verfügt. An der Platte sind zwei ca. 40cm lange Teflonriemen befestigt. Mit dabei ist noch ein kleiner ca. 0,5 cm breiter Ring, der innendrin ein Profil, ähnlich einem Gewinde, hat und später zur Befestigung dient.
Weiterhin sollte man sich vor der Installation eine gut schneidende Schere, eine Pinzette und eine Flachzange bereitlegen.

 

Das Backpack vor der Montage

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Das gemeine Rothuhn

von Manfred Heidenreich [Jahrbuch 2014]

 

 

 

Klasse:      Vögel (Aves)
Ordnung:   Hühnervögel (Galliformes)
Familie:      Fasanenartige (Phasianidae)
Gattung:     Steinhühner (Alectoris)
Art:             Rothuhn Alectoris rufa (LINNAEUS, 1758)

Vorwort
Das gemeine Rothuhn (gemein hier im Wortsinn von gewöhnlich, häufig vorkommend) ist (laut Wikipedia-Zitat)
„heute auf der Iberischen Halbinsel, im südlichen Frankreich und im nordwestlichen Italien zu finden. In Frankreich ist die Verbreitung nach Norden durch die 8°C-März-Isotherme und in östlicher Verbreitungsrichtung durch die 2°C-Januar-Isotherme begrenzt. Eingebürgert wurde es außerdem auf den Azoren, Gran Canaria, Madeira, den Balearen und Korsika. In Großbritannien wurde das Rothuhn um 1770 ausgewildert und ist seither in Süd- und Mittelengland ein geschätztes Jagdwild.

 

Nachdem auch Chukarhühner dort ausgesetzt wurden, kam es jedoch zu einer Hybridisierung mit den dort lebenden Rothuhnbeständen. In Großbritannien ist seit September 1992 daher die Aussetzung von Chukarhühnern und Mischlingen zwischen Rot- und Chukarhühnern verboten. Bis ins 16. Jahrhundert war das Rothuhn auch im Rhein-, Aar- und Neckartal zu finden. Es verschwand um 1560, als eine Klimaverschlechterung einsetzte. In Bayern hielten sich letzte Vorkommen bis ins 18. Jahrhundert, in der Schweiz im Kanton Jura bis ins 19. Jahrhundert. Die letzten mitteleuropäischen Brutvorkommen gab es im Süden der Schweiz, die jedoch bis 1920 erloschen. Es hat in Mitteleuropa eine Reihe von Ansiedlungsversuchen gegeben, die zum größten Teil jedoch scheiterten. So sind neu etablierte Brutbestände in den Niederlanden, die in den 1980er Jahren 25 bis 30 Brutpaare umfassten, wieder erloschen. Zwischen 1998 und 2000 sind jedoch erneut im Süden der Niederlande drei bis zehn Brutpaare etabliert worden, ferner gab es einzelne Bruten in den 1990er Jahren in Nordrhein-Westfalen sowie eine Brut in Bayern im Jahr 2000. Innerhalb seines Verbreitungsgebietes werden drei Unterarten unterschieden. Das Rothuhn kommt in seinem südlichen Verbreitungsgebiet bis in Höhenlagen von 2000 Metern vor, bevorzugt jedoch als Lebensraum ebenes bis welliges Gelände auf leichten Böden.“

 

Weitere Exkurse über das gemeine Rothuhn speziell hinsichtlich seiner Gefährdung durch Hybridisierung, über nomenklatorische Konsequenzen der molekularen Neuordnung der Systematik der Hühnervögel und der sequenzanalytischen Reform der Genuszugehörigkeit der Alectoriden, möchte der Verfasser dem gemeinen Leser (gemein: hier im Wortsinn von gewöhnlich, normal) ersparen. Die letzten Jahrbücher waren voll von hochwissenschaftlichen Publikationen schwer verdaulichen Inhaltes. Nein, nicht dieses gemeine Rothuhn soll Thema der folgenden Schilderungen sein, sondern das gemeine Rothuhn im Wortsinn von charakterlos, selbstsüchtig, heimtückisch und verschlagen, insbesondere weil sich seine ehrlosen Handlungen und üble Gesinnung dem arglosen Falkner gegenüber äußern.

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Jahrbuch "Greifvögel und Falknerei 2015"

Auch in diesem Jahr behandelt unser Jahrbuch "Greifvögel und Falknerei 2015" alle Themen um die Falknerei, den Greifvogelschutz, Geschichte, Beizjagdberichte etc.

 

Hinter den Links im Inhaltsverzeichnis verstecken sich kleine Leseproben.

 

 

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